Gedanken zum 1. Advent von Herrn Pfarrer Mag. Alois Schlemmer
ADVENT – ANKUNFT!
ER kommt! Wir freuen uns! Lange mussten wir ja warten!
Sobald wir jemanden erwarten, ist Hektik angesagt.
Das Haus wird geputzt, Speisen für das gemeinsame Mahl bereitet.
Und wir freuen uns auf den Gast.
Advent – die Zeit des Wartens auf den Kommenden!
Kommt Gott zu uns?
Es gibt einen dreifachen Advent – eine Ankunft Gottes in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Und dies feiern wir in den vier Sonntagen des Advents und zu Weihnachten.
Das Kommen Gottes in der Zukunft wird am 1. Adventsonntag betrachtet. Gott kommt uns entgegen am Ende der Welt bzw. beim persönlichen, irdischen Tod. Durchschreite ich das Tor des Todes, erwartet mich mein Gott des Lebens. In der Zukunft, am Jüngsten Tag, werde ich dies erleben, um bei ihm zu sein.
Das Kommen Gottes in der Vergangenheit feiern wir am 4. Adventsonntag (Vorbereitung) und zu Weihnachten. Gekommen ist er als einer von uns – im Menschen Jesus von Nazareth, geboren in Betlehem. Es ist dies ein historisches Ereignis, dessen Wiederkehr wir einerseits gedenken und dessen Sinn für uns wir zum Ausdruck bringen.
Und das Kommen Gottes in der Gegenwart betrachten wir am 2. und 3. Adventsonntag. Denn „Jetzt“ ist die Zeit, wo wir Gott begegnen im Hören auf sein Wort, in den heiligen Zeichen (vgl. Sakramente) sowie im Mitmenschen, der in Not ist (vgl. die Begegnung des hl. Martin mit dem Bettler/Christus). Wie Johannes d. T. begegnen auch wir heute Jesus Christus – erkennen wir ihn, wenn er da ist?
ADVENT – Gott ist im Kommen gegenwärtig. Advent ist seine Tat des Heils für uns Menschen. Öffnen wir die Türen unseres Herzens, damit er in uns ankommen kann, um Mahl zu feiern.
Gesegneten Advent wünscht Pfr. Alois Schlemmer
Gedanken zum 2. Advent von Herrn Pfarrer Mag. Alois Schlemmer
WEGE bereiten!
Der Weg zur Krippe ist kein kurzer, einfacher Weg – damals wie heute! Im Sommer machte ich wieder einige Bergtouren, und da hat mich mancher Weg überrascht – besonders der Weg zum Grimmingtor, der schließlich herausfordernd war.
Ein besonderer Weg, die S 7, wird jetzt in unserer Nähe gebaut. Fahre ich an dieser großen Baustelle vorbei, habe ich Respekt vor der großen Anstrengung, die notwendig ist, um die vielen Brücken, die Auf- und Abfahrten und den Tunnel zu errichten. Einige Jahre dauert es, bis auf dieser Straße Menschen zueinander finden.
ADVENT – Gott kommt zu uns! Er ist auf dem Weg zur (Herzens-)Krippe, wo er ankommen und wohnen will. Damit wir den Weg erkennen, wo Gott kommt, ruft Johannes d. T. zum Bereiten des Weges sowie zur Umkehr auf. Hier braucht es den Mut zum Umdenken, um zu erkennen, wie Gott uns Menschen begegnen will. Und es ist gerade die Macht der Gewohnheit ein großes Hindernis, um sich zu bewegen und Neues zu wagen.
ADVENT – Gott kommt zu uns! Er kommt als König – nicht in einem Palast, sondern in einem Stall! Die Gewohnheit, das süße Jesuskind, diesen holden Knaben mit lockigem Haar in der Krippe zu sehen, lässt den Gott der Weihnacht nicht wahrnehmen. Dabei übersehen wir: Gott zeigt sich uns im Verletzlichen, im Kleinen, im Schwachen. Gott ist mir im Verlassenen, im Geflüchteten, im Armen, im Schutzbedürftigem, im Unansehnlichen ganz nahe. Dort will er mir begegnen! Er will nicht abgeschoben werden, nur weil in den Herzen der Menschen kein Platz für ihn ist.
Gott selbst bereitet den Weg, um zu mir zu kommen! Advent und Weihnachten rufen nach Veränderung! Alte Gewohnheiten und Sichtweisen zu ändern, ist manchmal schwer. Aber wir können neue entwickeln, um die alten zu ergänzen. Öffnen wir die Türen unseres Herzens, damit er in uns ankommen kann, um bei uns zu wohnen.
Gesegneten Advent wünscht Pfr. Alois Schlemmer
Gedanken zum 3. Advent von Herrn Pfarrer Mag. Alois Schlemmer
HERBERGSSUCHE!
Der Weg zur Krippe ist kein kurzer, einfacher Weg – damals wie heute! Und viele Krippenbauer sowie Krippenspiele bringen diesen langen Weg zum Ausdruck. Etwas, was hier nicht fehlen darf, ist die Suche nach einer Herberge in Betlehem. Obwohl dieses Geschehen nur in einem Nebensatz erwähnt ist: „…weil in der Herberge kein Platz für sie war.“ (Lk 2,7), hat es eine große Wirkungsgeschichte – bis heute! Und so ist die „Herbergssuche“ ein alter Brauch in der Adventzeit – und zugleich sehr aktuell.
Derzeit sind wir in der vierten Welle der Covid-Pandemie, die uns im Alltag fordert und die Gespräche beherrscht. Da treten dann die wichtigsten, sozialen Themen – wie Flüchtlinge – in den Hintergrund. Besonders die Adventzeit lädt uns wieder ein, den Begriff der Herbergssuche neu zu denken und in den Mittelpunkt zu stellen. An der EU-Außengrenze warten viele auf eine neue „Herberge“ – auf einen neuen Lebensraum und Schutz. Und dabei werden diese Flüchtlinge politisch verzweckt und ausgenützt, und es gibt Tote (zuletzt 27 Tote beim Ärmelkanal). Ja, selbst Jesus ist in gewisser Weise in Flüchtlingskind, da die Heilige Familie von Betlehem nach Ägypten fliehen musste, um dort zumindest für einige Jahre Schutz zu suchen.
Der Wirt von Betlehem, der Maria und Josef eine Herberge im Stall anbietet, setzt hier aus meiner Sicht durchaus ein Zeichen von Empathie und nicht von Zurückweisung. Es ist im Grunde sein offenes Herz, das die Türen öffnet, damit ER in uns ankommen kann. Dazu eine Geschichte:
Kein Raum in der Herberge…
Eine weihnachtliche Geschichte über ein besonderes Krippenspiel
Walter war gerade neun Jahre alt geworden und besuchte die zweite Klasse in der Volksschule, obwohl er eigentlich in der vierten hätte sein sollen.
Eigentlich wäre Walter im Krippenspiel gern en Schäfer mit einer Flöte gewesen, aber Fräulein Schmitt hatte ihm eine wichtige Rolle zugedacht.
So versammelte sich wie gewohnt die große Zuhörerschaft zu der alljährlichen Aufführung der Weihnachtsgeschichte mit Hirtenstäben und Krippe, Bärten, Kronen, Heiligenscheinen und einer ganzen Bühne voll heller Kinderstimmen. Es kam der Augenblick, wo Josef auftrat und Maria behutsam vor die Herberge führte. Josef pochte laut an die Holztür, die man in die gemalte Kulisse eingesetzt hatte. Walter als Wirt stand dahinter und wartete.
„Was wollt ihr?“, fragte er barsch und stieß die Tür heftig auf.
„Wir suchen Unterkunft“, brachte Josef seine Bitte vor.
„Sucht sie woanders!“ Walter blickte starr geradeaus, sprach aber mit kräftiger Stimme. „Die Herberge ist voll!“
„Herr, wir haben überall vergeblich gefragt. Wir kommen von weit her und sind sehr erschöpft“, entgegnete Josef.
„In dieser Herberge gibt es keinen Platz für euch!“ Und Walter blickte streng.
„Bitte, lieber Wirt, das hier ist meine Frau Maria. Sie ist schwanger und braucht einen Platz zum Ausruhen. Ihr habt doch sicher ein Eckchen für sie. Sie ist so müde“, ergänzte Josef.
Jetzt lockerte der kleine Wirt zum ersten Mal seine starre Haltung und schaute auf Maria. Dann folgte eine lange Pause, so lange, dass es für die Zuhörer schon ein bisschen peinlich wurde.
„Nein, schert euch fort!“, flüsterte der Souffleur aus der Kulisse.
„Nein!“, wiederholte Walter automatisch, „schert euch fort!“
Traurig legte Josef den Arm um Maria, und Maria lehnte den Kopf an die Schulter ihres Mannes. So wollten sie den Weg fortsetzen. Aber der Wirt ging nicht wieder in seine Herberge zurück. Walter blieb auf der Schwelle stehen und blickte dem verlassenen Paar nach – mit offenem Mund, die Stirn sorgenvoll gefurcht, und man sah deutlich, dass ihm die Tränen in die Augen traten. Und plötzlich wurde dieses Krippenspiel anders als alle bisherigen.
„Bleib hier, Josef!“, rief Walter. „Bring Maria wieder her!“ Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. „Ihr könnt mein Zimmer haben!“
Manche Leute meinten, Walter habe das Spiel verdorben. Aber für viele, viele andere war es das weihnachtlichste Krippenspiel, das sie je gesehen hatten…
Nach einer Erzählung von Lina Donohue
Diesen Blick auf die Not des Nächsten, diesen Blick des Wirtes von Betlehem wünsche ich Ihnen, damit ER in unserem Leben Wohnung nehmen kann und in unseren Herzen geboren wird!
Ihr Pfarrer Alois Schlemmer
Gedanken zum 4. Advent von Herrn Pfarrer Mag. Alois Schlemmer
Lebe in Frieden!
Die Krippe wird seit vielen Jahrhunderten bevölkert von Ochs und Esel, vom Ziegenbock und Schafen, den Menschen und Engeln. Paradiesischer Frieden kehrt hier ein – es herrscht Schalom. In diesen Zustand ist die ganze Schöpfung hineingenommen. Es gibt keine Subjekte mehr, die über die Objekte ihrer Begierde verfügen. In der Harmonie des biblischen Friedens hat jede Kreatur ihren Platz gefunden und ist Teil des Ganzen. In dieser Einheit gibt es keine Sorge um sich selbst. Niemand nimmt dem anderen Raum. Jede Aggression ist in Liebe verwandelt. Die Ichbezogenheit der Menschen findet Erlösung,
Wie zerstörerisch diese Ichbezogenheit sein kann, zeigt sich in unseren Tagen an der hemmungslosen Ausbeutung der Schöpfung – und in der Diskussion um die Impfpflicht zur Covid-Bekämpfung. Wenn die Gewinnmaximierung sowie ungezügelte Freiheiten vorangetrieben werden, merkt der Mensch nicht, dass er sich den Ast absägt, auf dem er sitzt. Er kennt dann nur noch Nutztiere und Nutzpflanzen und den Kostenfaktor Mensch. Schließlich nimmt die Ausbeutung der Menschen untereinander seinen Lauf – ja, wir opfern unsere Mitmenschen, um selbst an der Spitze sein zu können. Weltweit gesehen ist das eine unglaubliche Tragödie.
Und doch hat Gott uns diesen biblischen Frieden verheißen – Schalom. Er bleibt nur, wenn wir ihn von Herzen weiter schenken und aus ihm leben. Dann strahlt Gottes neue Welt durch uns in die alte Welt hinein. Es beginnt ein neuer Stern zu leuchten, und wieder brechen Menschen auf. Das ist der Kreislauf des Segens.
Die Engel verkünden diese Frohe Botschaft: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden den Menschen, die guten Willen sind,“
Friede in Einklang mit der Schöpfung inkludiert auch den Frieden mit Gott und dem Mitmenschen.
Jeder Mensch ist ein kleines „Gesicht des Friedens“.
Impuls:
Gönne dir einen Spaziergang in der Natur und suche die Stille. Trete mit der Schöpfung in Beziehung und bedenke: Alle Lebewesen dieser Erde teilen sich diesen einen Planeten und alle atmen wir denselben Lebensodem, der uns durchströmt und am Leben hält. In einem wunderbaren Beziehungsnetz sind wir alle miteinander verbunden. Und alles Leben hat nur einen Wunsch: Leben!