Jesus und seine Jünger sind im Haus seiner Freunde Lazarus, Martha und Maria in Bethanien zu Gast: Zwischen Bethanien und Jerusalem liegt nur mehr der Ölberg, über den Jesus in die Heilige Stadt eingezogen ist. Wie gut tut es, echte Freunde zu haben. Freunde geben Heimat. Freunde geben Kraft. Maria nimmt sich ein Herz und drückt die Freude über die Anwesenheit Jesu insofern aus, dass sie Jesu Füße salbt. Es ist eine besondere Geste. Der schwere Duft des kostbaren Öles erfüllt den Raum. Ihr Tun wird unterschiedlich wahrgenommen. Für manche der Anwesenden ist es ein peinlicher, ungeziemender Akt. So etwas gehört sich nicht in der Öffentlichkeit. Jesus hingegen deutet die Geste Mariens als Vorwegnahme eines nötigen Begräbnisrituals. Ihr Tun ist voller Liebe. Jesus sieht die Liebe Mariens. Er lässt ihre Liebe zu. Judas hingegen spricht von purer Verschwendung. Das Öl hätte doch verkauft werden können, der Erlös sollte doch im Sinne Jesu besser an Arme verteilt werden. Jesus merkt, wo echte von Herzen kommende Liebe dahinter steckt. Und Jesus merkt, ob Liebe echt oder gespielt ist. Schon in wenigen Tagen wird Judas Jesus mit dem Erkennungszeichen des Kusses verraten. Der nicht aus Liebe getätigte Judaskuss wird die letzte Lebensnacht Jesu einleiten. Alles, was nicht aus Liebe geschieht, leitet Prozesse ein, die mehr zum Tod als zum Leben führen.
Betrachtung von Herrn Pfarrer Mag. Robert Schneeflock, r.schneeflock@aon.at